Partition und Individuation im Germanischen
- Projektnummer
- Projektleitung
- Wiss. Angestellter
- Stud. Hilfskräfte
-
Tina Nägele (bis März 2022)
- Förderung
-
seit 2021
Das Ziel des Projektes ist es, die Rolle des indefiniten Artikels, der adjektivischen Flexion und der n-Suffigierung im Germanischen zu untersuchen. Ausgangshypothese ist, dass diese morpho-sytaktischen Mittel Partition und auch Individuierung lexikalisieren. Ausgehend von der Beobachtung, dass im heutigen Bairischen (und Alemannischen) der indefinite Artikel sowohl für eine Partitiv-Lesart (ich bräuchte noch ein Geld) als auch für die Individual-Lesart gebraucht werden, stellt sich wie Frage, wie dieser 'Synkretismus' erfasst werden kann.
Die Grundhypothese ist dabei, dass die grundlegende Bedeutung dieses Elements Partition oder noch abstrakter 'Diskriminierung' ist, in dem Sinne, dass ein Teil herausgelöst wird, wobei impliziert ist, dass 'etwas übrig' bleibt. Diese Grundbedeutung kann nun mit weiteren semantischen Bestandteilen angereichert werden, so dass die 'Unterarten' (subkind)-, Individual- und sogar die spezifische Lesart sukzessive erreicht werden. Und hier unterscheiden sich dann die Sprachen in der Wahl ihrer morphosyntaktischen Mittel. Der theoretische Rahmen, in dem sich das Projekt bewegt, ist die Nanosyntax, in der davon ausgegangen wird, dass diese Bedeutungseinheiten durch jeweils einen eigenen funktionalen Kopf in der Baumstruktur repräsentiert sind, in der sprachspezifische Spell-out-Regeln verantwortlich für die unterschiedlichen Oberflächenrealisierungen sind . Die Herausforderung besteht darin, eine sowohl semantisch plausible als auch empirisch adäquate Abfolge, bzw. hierarchische Struktur aufzustellen.
Ein zweiter Strang des Projekts ist die historische Entwicklung und die inner-germanische, auch dialektale, Variation in diesem Bereich und wie welche unterschiedlichen morpho-syntaktischen Mittel eingesetzt werden. Partition zum Beispiel wurde in früheren Sprachstufen mit Genitivmarkierung realisiert. Diese Entwicklungen im Detail nachzuzeichnen, mögliche Parallelentwicklungen und Diversifikationen, bildet den empirischen Teil. Die Ergebnisse werden in einer annotierten Datenbank erfasst, die dann dazu dienen soll die theoretische Modellierung weiter zu überprüfen. Insbesondere die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit bestimmter Grammatikalisierungspfade wird eine wichtige Rolle spielen, da durch die theoretischen Vorgaben in der Nanosyntax (*ABA-Theorem) direkte Vorhersagen gemacht werden können, in welcher Reihenfolge ein lexikalisches Element eine weitere semantische Bedeutungseinheit lexikalisieren kann, die de facto dann zu Ambiguität bzw. Multifunktionalität führt, s. das Beispiel des indefiniten Artikels oben. Aufgrund des *ABA-Theorems dürfte kein funktionaler Kopf 'übersprungen' werden, d.h. alle hierarchisch aufeinanderfolgenden Köpfe müssen von diesem lexikalischen Element abgedeckt werden. Durch diese strikten Vorgaben, scheint es erstmals möglich, direkte Vorhersagen über mögliche Ausweitungen oder auch das Eindringen von (neuen) lexikalischen Einheiten im Zuge des Sprachwandels zu machen.
Hier der vollständige Antrag.
Kontakt
Ellen Brandner
apl. Prof. Dr.Wissenschaftliche Mitarbeiterin