Die diachrone Entwicklung der Verbalphrase im Prä-Tang Chinesisch: Aspekt und Modalität vom klassischen zum frühmittelalterlichen Chinesisch
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2010–2018
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Thema dieses Forschungsprojektes ist eine detaillierte diachrone Analyse der Syntax und der Semantik der Verbalphrase in den früheren Stadien der chinesischen Sprache. Die zu umfassende Zeitspanne beginnt mit dem Ende der klassischen Periode (3. Jh. v.Chr.) und führt über das vormittelalterliche (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zum Chinesisch der frühmittelalterlichen Periode (222 – 589 n.Chr.); sie wird als “Prä-Tang Chinesisch” bezeichnet. Das Ziel der Studie ist es, die exakte Architektur der Verbalphrase in der Geschichte der chinesischen Sprache während einer wichtigen Übergangsperiode aufzuzeigen, in der viele Veränderungen, die relevant für die Entwicklung des modernen Chinesisch sind, ihren Ursprung haben. Sie basiert auf einer präzisen Analyse der Verbsemantik und umfasst sämtliche linguistischen Faktoren, die die Semantik des Verbs, respektive des gesamten Prädikats, beeinflussen. Im Zentrum des Projekts stehen sämtliche Ausdrücke, die dazu dienen, die Kategorie Modalität zu indizieren. Die Studie basiert auf einer Sammlung in einer Datenbank erfasster Texte aus der vormittelalterlichen, der Han-Periode und auf frühen buddhistischen Texten, Übersetzungen und Originaltexten.
Hier ein Abstract (englisch) aus dem letzten Workshop, wo das Projekt vorgestellt wurde.
Vor allem in der zweiten Projekthälfte verschob sich der linguistische Fokus meiner Recherchen auf einen formaleren syntaktischen Ansatz, da der frühere Ansatz Fragen mit Bezug auf die unterschiedlichen Lesarten der modalen Möglichkeitsverben offenließ, für die im kartographischen Ansatz in z.B. Cinque (1999), und vor allem in Tsai (2015), überprüfbarere Antworten zu erwarten sind. Der vormalige Ansatz zeigte auch keine Motivation für die Entwicklung des chineische Modalitätssystem im Kontext des generellen paradigmatischen Wandels von einer eher synthetischen zu einer mehr analytischen Sprache auf. Demgemäß wurde ein Teil der im Projektverlauf erarbeiteten Studien einer neuen Überprüfung unterzogen.
Eine Basisstudie zur lexikalischen Semantik des modalen Verbs dé 得 ‚können, zustande bekommen‘, welches in der Vergangenheit eine implikative Funktion hat, bietet die Grundlage für weitere Untersuchungen von dé, das sich im Gegensatz zu den anderen Modalverben in zwei verschiedene Richtungen entwickelte, ein präverbales deontisches Hilfsverb, und eine postverbale Modalmarkierung. Trotz der Probleme, die mit einer Bestimmung der Funktionen der derivationellen Morphologie des Chinesischen verbunden sind, hat sich dieser Ansatz auch aus sprachübergreifender Perspektive als vielversprechend erwiesen und wird von mir weiterverfolgt werden. Ein Vergleich der jeweiligen Funktionsbestimmungen der derivationellen Affixe des Chinesischen e.g. in Jin (2006) und Schuessler (2007) zeigt, dass diese die Funktionen der respektiven Affixe teilweise unterschiedlich ansetzen. Genauere Untersuchungen, die mehr Verben, sowie das Syntax-Semantikinterface, miteinbeziehen, werden möglicherweise zu genaueren Ergebnissen führen.
Das Ziel des Projekts sowie meiner weiterführenden Studien ist es, als universal angenommene linguistische Tendenzen anhand der diachronen Entwicklung des Chinesischen zu verifizieren oder zu falisifizieren, und somit nicht nur einen Beitrag zur sinologischen linguistischen, sondern auch zur generellen linguistischen Forschung zu leisten. Gerade diachrone Studien zum Chinesischen sind oft einem nicht-sinologischen Publikum nicht zugänglich.
Für Publikationen siehe Profilseite von Barbara Meisterernst.
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Barbara Meisterernst
Hon.-Prof. Dr.Wissenschaftliche Mitarbeiterin